Ab 16 Uhr startete die erste Lesung des Tages mit Sibylle Kuhne, die musikalisch von Antje Taubert begleitet wurde. Schon im Vorfeld war die Veranstaltung restlos ausgebucht. Mit dem Programm „Zur Heimat erkor ich mir die Liebe“ (Texte jüdischer Literat*innen), traf Kuhne wieder mal den Nerv ihrer Zuhörer*innen. Der Titel ist einem Gedicht von Mascha Kaléko entliehen. Auch weit über ein halbes Jahrhundert später haben Kalékos Zeilen über Flucht und Vertreibung, Exil und Heimatlosigkeit nicht an Aktualität und Brisanz verloren. Sie leuchten noch immer, hinein auch in die Dunkelheiten unserer Zeit.
Um 18.30 Uhr begann die szenische Lesung mit der Leipziger Autorin Özlem Özgül Dündar und der Berliner Schauspielerin Abak Safaei-Rad. Sie lasen Passagen aus "türken, feuer" - Texte zu Brandanschlägen von Solingen 1993 - und "an grenzen" in einer Fassung von Yunus Ersoy vom Maxim Gorki Theater. Im Gespräch forderte Dündar dazu auf, die Lebensleistungen von Gastarbeiter*innen zu würdigen. Ihre Texte handeln von Rassismus und Gewalt. Die eindringlichen Worte machen nicht an der Oberfläche halt. Sie gehen tiefer, bis in die Körper hinein und klingen dort noch lange nach. "Man hätte eine Stecknadel fallen hören, so leise war es", beschrieb eine Zuhörerin die Atmosphäre.
Wir danken dem interessierten Publikum und sind froh, dass beide Lesungen in diesem Jahr wie geplant stattfinden konnten.
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